Das Neubad: Ein Hotspot der Tigermücke?

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Einleitung

In der Presse wurde mitten im Corona-Wirbel über die Asiatische Tigermücke in der Region Basel berichtet. Auslöser waren auch eine grössere Anzahl von Tigermücken, welche in unserem Quartier im Herbst 2019 nachgewiesen wurden. Im Hinblick auf die neue Brutperiode von Ende April bis zum November wollte das Gesundheitsdepartment die Bevölkerung auf die Problematik der Vorkommen dieses Insekts sensibilisieren. 

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Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist eine gebietsfremde, invasive Art, die aus Südostasien über Italien eingeschleppt worden ist. Trotz Bekämpfungsmassnahmen breitet  sie sich auch in der Oberrheinregion immer weiter aus. Im Jahre 2015 erstmals in unserem Kanton nachgewiesen, wurde sie ursprünglich an Umschlagsstellen des Verkehrs festgestellt. Vorab beim französischen Autobahnzoll (und in St. Louis selbst), dann im Rheinhafen Kleinhüningen, am Wolfbahnhof bzw. Wolfgottesacker, an der Fernbusstation beim Bahnhof SBB und beim ehemaligen Rangierbahnhof der Deutschen Bahn. Und jetzt, seit dem letzten Herbst, im Neubad.

Funde 2019

Dabei macht die Mücke natürlich an der Grenze nicht Halt und im Rahmen des Interreg-Projekts TIGER besteht eine Zusammenarbeit mit unseren elsässischen und badischen Nachbarn.

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Wie ist diese Ausbreitung in unser schönes Quartier zu erklären?

Zur Klärung dieser Frage haben wir Kontakt mit dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) aufgenommen, das im Auftrag des Bundes die Meldestelle für Tigermücken in der Region wahrnimmt. Das Team beim Swiss TPH besteht aus 14 Biologinnen und Biologen und wird von PD Dr. Pie Müller geleitet. Die meisten sind ausgewiesene Mückenspezialisten und haben schon Erfahrungen aufgrund ihrer Arbeiten mit der beim früheren Tropeninstitut altbekannten Malariamücke. Wie allerdings die Tigermücke ausgerechnet ins Neubad gelangt ist, kann man nicht eindeutig erklären. Vielleicht hat sie jemand aus dem Tessin im Auto nach Hause, ins Neubad, gebracht, oder sie stammt von den an den Grenzen festgestellten Populationen. Wer weiss?

Warum soll man die Asiatische Tigermücke bekämpfen?

Die Tigermücke an sich ist eigentlich ein schönes Tierchen, das allerdings – ganz lästig - auch gerne tagsüber, und das mehrmals hintereinander, sticht. Zudem könnte sie Überträger (Vector) einer tropischen Krankheit, wie z.B. dem Dengue-Fieber sein. So lange diese Krankheit in der Schweiz nicht verbreitet ist, besteht die Gefahr einer Ansteckung allerdings kaum. Trotzdem geht man nun seit einigen Jahren daran, dieses Risiko zu minimieren, damit die Population dieses Einwanderers möglichst gering gehalten werden kann und es im Falle eines Falles gar nicht erst zu einer Epidemie kommt. Eine weitere Verbreitung dieser Mücke hätte vor allem auch einen grossen Einfluss auf unsere Lebensqualität, da sie durch ihr Stechverhalten einen Aufenthalt im Freien praktisch verunmöglicht.

Wie schütze ich mich vor der Tigermücke?

Da zur Zeit von der Tigermücke keine epidemiologische Gefahr ausgeht, ist sie für uns Menschen schlichtweg „nur“ lästig. Wie bereits erwähnt, sticht sie gerne tagsüber und das sogar mehrmals. Zudem ist sie – im Gegensatz zu den „gewöhnlichen Mücken – sehr gut an den Lebensraum angepasst. Was hilft? Ein handelsübliches Mückenschutzmittel.

Wie wird die Tigermücke bekämpft?

Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat zusammen mit dem Swiss TPH und anderen Institutionen ein Netzwerk von Meldestellen aufgebaut https://www.muecken-schweiz.ch/. Die Bevölkerung ist aufgerufen, bei der Überwachung und Prävention dieses eingeschleppten Tieres mitzuwirken. Die beiden Basel haben dazu zwei Merkblätter publiziert:

Stopp Tigermücke

 Original auf dem Server des KantonslaborsTigermücke Flyer

Das Original finden Sie beim Kantonslabor

Martin Gschwind, der für das Swiss TPH für die Feldarbeit zuständig ist, gibt dazu folgende Tipps:

  1. Vermeiden Sie stehende Wasser (Pflanzenuntersetzer, Giesskannen, Eimer etc.)
  2. Wechseln Sie wöchentlich das Wasser eines Planschbeckens oder Vogelbades (bei Biotopen ist dies nicht nötig – da gibt es genügend Fressfeinde)
  3. Verschliessen sie Regentonnen mit einem Mückengitter
  4. Bei einem Verdacht auf Tigermücken melden Sie dies vorzugsweise per Internet an das Swiss TPH https://www.muecken-schweiz.ch/ oder per Post an Tigermücken-Meldestelle, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut, Socinstrasse 57, Postfach, 4002 Basel

Im Auftrag des Kantons überwacht das SwissTPH die Situation laufend durch Eiablage- und/oder Adultfallen und kontrolliert bei Bedarf vorhandene Brutstätten nach dem Vorhandensein der Tigermücke. Die Fallen werden alle 14 Tage kontrolliert und im Labor auf Tigermücken analysiert. Wir waren bei einer solchen Überprüfung in unserem Quartier dabei.

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Überprüfung einer Eiablegefalle

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Allfällige Eier werden auf dem Holzstab abgelegt, der nachher im Labor untersucht wird

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 Adultfalle in der die lebenden Mücken eingefangen werden

Während 2019 erstmals von einem Bewohner des Neubads Tigermücken gemeldet worden sind, wurden bis Ende Mai 2020 hier noch keine festgestellt. Zur Vorbeugung hat man jedoch die Anzahl der Fallen auf 16 vervielfacht und den Untersuchungsraum südlich ausgeweitet bis Binningen.

Wird ein Eibefall von Tigermücken festgestellt oder werden lebendige Mücken eingefangen, leitet der Kanton Bekämpfungsmassnahmen ein und verteilt in der Umgebung Flugblätter.

Und zuletzt: Die Bekämpfung der Tigermücke in Ihrem Garten hat keine Kostenfolgen für Sie. Eine Meldung lohnt sich also, wenn man eine ruhige Gartensaison verbringen will.

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 PD Dr. Pie Müller an der Socinstrasse 57          

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Martin Gschwind und sein Team im Feld

 

Wir danken den beiden Mückenexperten des Swiss TPH, Pie Müller und Martin Gschwind,  für die Unterstützung bei der Abfassung dieses Berichtes.

Viele weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Kantonalen Laboratoriums: https://www.kantonslabor.bs.ch/umwelt/neobiota/tigermuecke.html

Oder ein interessantes Interview mit dem Kantonschemiker Philipp Hübner
https://telebasel.ch/2019/02/14/tigermuecke-in-basel-was-heisst-das-fuer-uns/?channel=8406

TIGER-Plattform im Dreiland: https://tiger-platform.eu/

www.swisstph.ch


Vom Tropeli zum Swiss TPH

Vielen ist gewiss das Schweizerische Tropeninstitut an der Socinstrasse ein Begriff.  Am 4. Mai 1944, im Krieg, gegründet, soll noch immer durch Lehre, Forschung und Dienstleistungen ein Beitrag zur Verbesserung der Gesundheit geleistet werden. Durch die vielfältigen Verbindungen Basels zu Afrika war es naheliegend, gerade hier eine solche Institution zu gründen, welche nach dem Krieg Arbeit schaffen sollte. Mit der Integration des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin im Jahre 2010 wurde das Tropeninstitut in  „Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH)“ umgetauft. Und das Ziel mit der Arbeitsbeschaffung? Wurde mehr als erfüllt: Wer hätte jemals gedacht, dass heute 850 Mitarbeitende aus 80 Nationen beschäftig werden, davon 640 in Basel. Dieser grosse Erfolg macht es denn auch erforderlich, dass das Institut im Jahre 2021 an den Bachgraben nach Allschwil in einen Neubau umziehen wird.   

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